Jonas Blume
Rhythm Zero Los Santos

Was passiert, wenn ein Künstler in einem gewaltgeladenen Spiel wie “Grand Theft Auto” jegliche Handlungsfähigkeit aufgibt? In der Videoarbeit “Rhythm Zero Los Santos” legt Jonas Blume das Schicksal seines Avatars in die Hände anderer Spieler*innen.
Indem Jonas Blume sein virtuelles Alter Ego der Spielwelt von “Grand Theft Auto” überlässt ohne einzugreifen, wird es Teil eines Gefüges, in dem Macht und Grenzüberschreitungen kontinuierlich ausgehandelt werden – und sein Avatar fortlaufend von den Mitspielenden angegriffen wird. Die Videoarbeit ist inspiriert von Marina Abramovićs Performance “Rhythm 0” (1974) und Yoko Onos “Cut Piece” (1964), in denen sie als Künstlerinnen untätig blieben und die Besucher*innen eingeladen wurden, mit verschiedenen Gegenständen Handlungen an ihren Körpern durchzuführen. In beiden Fällen wurde die Kontrolle über die Situation auf das Publikum übertragen.
In “Rhythm Zero Los Santos” wird der virtuelle Raum zu einem gefährlichen Ort. Auch wenn die Spielerinnen anonym bleiben und die Waffen nur digital existieren, bleibt die gezeigte Aggression erschreckend real. Dabei stellt sich die Frage, welche Bedeutung das soziale Geschlecht in der Wahrnehmung dieser Gewalt hat, besonders im Vergleich zu den Performances von Abramović und Ono. Die Differenz zwischen den Avataren in “Grand Theft Auto” und den Körpern der Künstlerinnen verschiebt den Blick: Er zeigt, wie geschlechtliche Zuschreibungen strukturiert werden, wer als handlungsfähig und wer als verletzbar erscheint.
Bereits zum dritten Mal präsentiert das HAU eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Videospiel “Grand Theft Auto” und fragt, worin der Reiz liegt, sich mit diesem Spiel zu beschäftigen. Dies werden Janne Kummer (Künstler*in, KI-Forscher*in und Muay-Thai-Kampfsportler*in), Jonas Blume und ein weiterer Gast besprechen.
Hinweis:
Im Anschluss in der HAUthek verfügbar.
Termine
- Do 8.1.202620:00
Team
Von: Jonas Blume / Erstellt mit: Grand Theft Auto V (Rockstar Games, 2013)
